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Bioschweröl F30 in Ihren Heizkesseln: hier erfahren Sie alles darüber

biofioul f30

In bestimmten Ländern verwendet man dieses Jahr in den Ölheizkesseln erstmals einen neuen Brennstoff: Bioschweröl, eine Mischung aus Heizöl und Methylester aus Pflanzenöl. Damit möchte man die Umweltbelastungen der Ölheizung im Hinblick auf Treibhausgasemissionen reduzieren und die Verwendung fossiler Energien zugunsten eines nachwachsenden und lokal angebauten Produktes verringern, um unabhängiger zu werden.

Was versteht man unter Bioschweröl F30?

Bioschweröl „F30“ bedeutet, dass die Mischung zu 30% aus Methylester aus Pflanzenöl (wie z. B. Raps-Methylester, RME, oder Soja-Methylester, SME) besteht und zu 70% aus Heizöl. Bei den Bioschwerölen F10 und F50 liegt der RME-Anteil an der Mischung bei 10 bzw. 50%. Bioschweröl F100 ist nicht das Ergebnis einer Mischung, da es zu 100% aus RME besteht.

Das betreffende RME kann aus verschiedenen Pflanzen, wie z. B. Sonnenblumen, Soja oder Raps stammen. Frankreich entschied sich beispielsweise für Raps, da seine Eigenschaften dem Boden und dem Klima des Landes angepasst sind. Die USA setzen vorwiegend Soja ein.

colza

Was versteht man unter Raps-Methylester?

Raps-Methylester ist ein Produkt, das zu den sogenannten Fettsäure-Methylestern (FAME, Fatty Acid Methyl Ester) gehört, genauer gesagt zur Familie der Methylester aus Pflanzenöl (RME, SME, usw.), im Unterschied zu den Tierfettmethylester (TME) und den Altspeiseölen (UCOME, Used Cooking Oil Methyl Ester).

Das Raps-Methylester gilt als erneuerbare Energie, weil es aus Rapskulturen gewonnen wird. Es wird auch als CO2-neutral betrachtet, weil das während seines Wachstums absorbierte CO2 das CO2 kompensiert, welches während seiner Verbrennung emittiert wird.

Raps-Methylester ist jedoch nicht vollkommen unschädlich für die Umwelt, weil es aus der Umesterung entsteht: ein chemischer Umwandlungsprozess, der Energie und andere Produkte benötigt:

1 Tonne Rapsöl
+ 110 kg Methanol
+ 15 kg Katalysator (Natriumhydroxid oder Kaliumhydroxid)
=> Erhitzung auf 60°C => 1 Tonne Raps-Methylester
+ 125 kg pflanzliches Glyzerin
 

Ein weiterer Nachteil von Raps-Methylester liegt darin, dass seine Ernteerträge nicht garantiert sind (Missernten sind möglich). Es führt auch zur einseitigen Verwendung von Böden, die für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden könnten. Außerdem produziert auch die erforderliche Umwandlung einer Anbaufläche in eine Raps-Anbaufläche (auch „Änderung der Bodenverwendung“ genannt) viel CO2.

Daher können die Schätzungen der Gesamt-Kohlenstoffbilanz der Raps-Methylester im Hinblick auf ihre Bilanz bezüglich Treibhausgasemissionen zwischen 18 und 220 Gramm CO2/MJ variieren, je nach Produktionsbedingungen und -gegebenheiten.

Was ist ein CO2-Äquivalent?

Die Einheiten „gCO2e“ oder „gCO2eq“ bedeuten „Gramm CO2 pro Äquivalenz“. Man nennt sie „Emissionsfaktor“, da sie der Gesamtschätzung der Treibhausgasemissionen (THG) entsprechen. Sie bilden häufig die Summe aus den beiden wichtigsten Etappen des Lebenszyklus des Treibstoffes:

  • Die Treibstoffherstellung: die gesamte Energiemenge, die für die Treibstoffherstellung aufgewendet wird (Ernte, Dünger, Extraktion, Umwandlung, Transport, usw.)
  • Die Treibstoffverbrennung: die Summe aller Gase, die durch die Verbrennung des Treibstoffs erzeugt werden (Kohlendioxid CO2, Kohlenmonoxid CO, Schwefeldioxid SO2, Distickstoffoxid N2O, Methan CH4, usw.)

Sowohl Treibstoffherstellung als auch Treibstoffverbrennung werden in „Äquivalent CO2“ gemessen: Alle Emissionen verschiedener Gase, deren Treibhauseffekt mehr oder weniger stark ist, werden im Verhältnis zum spezifischen Treibhauseffekt von CO2 als gemeinsamer Nenner kumuliert.

Dieses CO2-Äquivalent tritt immer in Verbindung mit einer anderen Einheit: dem Volumen oder dem Gewicht des Treibstoffs (gCO2e pro Kilogramm oder Liter), die von einem Fahrzeug zurückgelegte Entfernung (gCO2e pro Kilometer), die erzeugte Energie (gCO2e pro Joule oder Wattstunde), usw.
 

CO2

Worin liegen die Unterschiede in Bezug auf Leistung und Emissionen der Treibstoffe?

Wir haben eine Vergleichstabelle der Treibstoffe je nach ihrer Energiedichte und ihrer CO2-Emissionen im Verhältnis zu der von ihnen gelieferten Energie erstellt. Der Vergleich pro Energie ist die universellste Methode zur hierarchischen Einordnung der Leistung der Treibstoffe. Man darf jedoch nie die Energiedichte (den Energiegehalt) aus dem Auge verlieren, der über Größe und Gewicht der erforderlichen Tanks zur Nutzung jedes Treibstoffs entscheidet, ein Detail, das strukturell von entscheidender Bedeutung ist.

Treibstoff

Massenenergiegehalt
(Heizwert Hi in MJ/kg)

Volumenenergiegehalt
(Heizwert Hi in MJ/Liter)

CO2-Emission auf gelieferte Energie
(Heizwert Hi in g/MJ)1

Globaler THG-Energieemissions-faktor

(in gCO2e/MJ)4

Superbenzine E5 (SP95, SP98)

43

31

73

85

Benzin E10

40

30

73

85

Superethanol E85

28

23

70

48

Dieselkraftstoff B7 (Diesel)

43

36

75

88

Kerosin 

44

34

72

87

Schweröl

40

36

78

91

LPG (Lkw)

46

25

65

75

Wasserstoff

120

9 (verflüssigt bei -253 C)

0

Unbekannt  

Erdgas Typ H

49

22 (Flüssigerdgas, LNG)

56

63 6

Heizöl

43

36

88

92

Raps-Methylester 

37

33

0 2 / 9 3

37 5

Bioschweröl F10 

42

36

79 2 / 80 3

87 5

Bioschweröl F30

41

35

62 2 / 64 3

76 5

Bioschweröl F50 

40

34

44 2 / 49 3

65 5

Bioschweröl F100

37

33

0 2 / 9 3

37 5

1 CO2 aus Verbrennung, alle anderen Gase ausgeschlossen.
2 Vor dem Hintergrund, dass der CO2-Ausstoß durch die CO2-Absorption von Raps während seines Wachstums kompensiert wird.
3 Theoretische CO2-Menge aus der kompletten Verbrennung von Raps-Methylester, ohne Berücksichtigung der CO2-Absorption durch die Pflanze während ihres Wachstums.
4 Gesamtemission aller Treibhausgase, während des gesamten Lebenszyklus des Treibstoffs (Quelle:Kohlenstoff-Datenbank ADEME).
5 Optimistischste Hypothese für die CO2-Emission: Ohne Neuzuweisung der Böden für den Rapsanbau.
6 Angenommene CO2-Emissionen bei einem Transport des Gases durch eine Pipeline.

Hinweise zur Tabelle: Die in der Tabelle angegebenen Werte wurden für bessere Leserlichkeit gerundet. Diese Werte können je nach Quellen leicht variieren, die meisten unserer Zahlen stammen von der Agentur für Umwelt und Energiewirtschaft ADEME und von Regierungsorganisationen. Da derzeit keine offiziellen Informationen vorliegen, handelt es sich bei den Zahlen zu den Bioschwerölen F10, F30, F50 und F100 um Hochrechnungen auf der Grundlage der Zahlen für Heizöl und Raps-Methylester je nach deren jeweiligem Anteil an der Mischung.

Wie ist die Gesetzeslage in Frankreich!

In Frankreich stammt der letzte Gesetzesbeschluss, der aktuell gültig ist, vom Januar 2022. Er lockert frühere Absichtserklärungen für ein grundsätzliches Verbot von Heizöl zugunsten eines Kompromisses: nur neue Heizkessel müssen ab 1. Juli 2022 mit F30 kompatibel sein.

Für die derzeitigen Eigentümer eines Ölheizkessels bestehen keine besonderen Verpflichtungen. Sie dürfen ihren Heizkessel mit klassischem Heizöl weiter betreiben, bis er ausgetauscht wird. Sie können aber auf Wunsch auch Bioschweröl F30 verwenden.

Das Gesetz lockert auch die maximalen Schwellenwerte, die bei Heizkesseln für fossile Brennstoffe nicht überschritten werden dürfen. Der Gesetzesentwurf sah hierfür 250 gCO2e/kWh vor, nun liegt die Obergrenze bei 300 gCO2e/kWh. Der Staat stützt sich dabei auf eine Tabelle mit Emissionsfaktoren für Kohlenstoff, die auf den Schätzungen der ADEME basiert.
 

Welche Folgen hat dies für die Ölheizkessel?

Bioschweröl F10 sollte dieses Jahr auf dem französischen Markt allgemein eingeführt werden, diese Markteinführung wird jedoch zugunsten des Schweröls F30 auf 2024 verschoben. Während F10 äußerst problemlos mit allen Anlagen kompatibel ist, die bereits mit Heizöl betrieben werden, erfordert F30 eine kleine Umrüstung: der Brenner des Heizkessels muss ausgetauscht werden, damit dieser mit diesem Brennstoff kompatibel ist, weil sich seine Viskosität und Dichte geringfügig von der Viskosität und Dichte von Heizöl unterscheiden. Außerdem müssen alle Heizkessel, die ab 1. Juli 2022 verkauft werden, mit Bioschweröl F30 kompatibel sein.

Damit wird ein komplettes Verbot von Ölheizkesseln verhindert. Diese viel zu brutale Maßnahme für die Nutzer wäre unvermeidbar gewesen, wenn es das Bioschweröl F30 nie gegeben hätte. Dieser Treibstoff senkt tatsächlich als einziger die Treibhausgasemissionen in ausreichendem Maße, um die aktuelle Vorschrift (weniger als 300 gCO2e/kWh) zu erfüllen.

Einige Unsicherheiten bestehen weiter

Bioschweröl F30 bleibt in mancherlei Hinsicht weiter geheimnisvoll. Zunächst sein zukünftiger Preis: es gibt derzeit keinen Anhaltspunkt über die Art und Weise der Berechnung der Steuerung und des Preises dieses Treibstoffes. Außerdem ist nicht bekannt, welche Energie für seine Preis als Richtgröße dient. Man weiß beispielsweise, dass Biodiesel B100 auch weiter auf den Preis für fossiles Diesel indexiert bleibt, obwohl Biodiesel ausschließlich pflanzlichen Ursprungs ist.

In den verschiedenen Artikeln zu Bioschweröl F30 ist die Rede von zwei unterschiedlichen CO2-Emissionswerten: 189 oder 220 gCO2e/kWh. Sie waren fortschrittlich als die einzuhaltenden Emissionswerte noch bei 250 gCO2e/kWh festgelegt waren. Diese Werte entsprechen nicht dem Wert, den wir in unserem Artikel (69 gCO2e/MJ, d.h. 274 gCO2e/kWh) erwähnen. Obwohl unser Wert höher ist, unterschreitet er dennoch den Grenzwert, der in der endgültigen Version des Gesetzesbeschlusses auf 300 gCO2e/kWh erhöht wurde.

In diesem Fall hegen wir große Zweifel am Nutzen des Bioschweröls F10, das den Grenzwert von 300 gCO2e/kWh erheblich überschreitet.

Raps-Fettsäuremethylester ist auch aufgrund seiner Wirkung als Reinigungsmittel bekannt und könnte daher einen schnelleren Verschleiß der Materialien hervorrufen, die in direktem Kontakt mit diesem Treibstoff sind (Tanks, Rohrleitungen, Dichtungen, usw.).
 

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